Von Whitney Webb / MintPress News 
Epstein ist nur die jüngste Inkarnation einer viel älteren, umfangreicheren und ausgeklügelten Operation, die einen erschreckenden Einblick darin bietet, wie tief die US-Regierung mit den modernen Formen des organisierten Verbrechens verbunden ist.
Viele Fragen wurden seitdem gestellt, wie viel Epsteins berühmte Freunde von seinen Aktivitäten wussten und was Epstein genau vorhatte. Letzteres erhielt wohl die meiste Aufmerksamkeit, nachdem berichtet wurde, dass Alex Acosta – der Epsteins “Amigo”-Deal im Jahr 2008 arrangierte und der kürzlich als Donald Trumps Arbeitsminister nach Epsteins Verhaftung zurücktrat – behauptete, der mysteriöse Milliardär habe für den “Geheimdienst” gearbeitet.
Andere Untersuchungen haben immer deutlicher gemacht, dass Epstein eine Erpressungsaktion durchführte, da er die Veranstaltungsorte – ob in seiner New Yorker Villa oder auf seiner karibischen Insel – mit Mikrofonen und Kameras verwanzt hatte, um die anzüglichen Interaktionen aufzuzeichnen, die zwischen seinen Gästen und den minderjährigen Mädchen stattfanden, die Epstein ausbeutete. Epstein schien einen Großteil dieser Erpressungen in einem Safe auf seiner Privatinsel aufbewahrt zu haben.
Trotz seines “Amigo”-Deals und nachdem er sich scheinbar der Justiz entzogen hatte, wurde der Milliardär und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein Anfang des Monats wegen Sexhandels mit Minderjährigen verhaftet. Epsteins Verhaftung hat die Aufmerksamkeit der Medien erneut auf viele seiner berühmten Freunde gelenkt, darunter auch der aktuelle Präsident.
Die Behauptungen über Epsteins Verbindungen und seine Beteiligung an einer ausgeklügelten, gut finanzierten sexuellen Erpressungsoperation haben überraschenderweise nur wenige Medien dazu veranlasst, die Geschichte von Geheimdiensten sowohl in den USA als auch im Ausland zu untersuchen, die ähnliche sexuelle Erpressungsoperationen durchführen, bei denen in vielen Fällen auch minderjährige Prostituierte beteiligt waren.
Allein in den USA betrieb die CIA zahlreiche sexuelle Erpressungsaktionen im ganzen Land, bei denen sie Prostituierte einsetzte, um ausländische Diplomaten in das Visier zu nehmen, was die Washington Post einmal die “Liebesfallen” der CIA nannte. Wenn man noch weiter in die US-Geschichte zurückgeht, wird deutlich, dass diese Taktiken und ihr Einsatz gegen mächtige politische und einflussreiche Persönlichkeiten wesentlich älter sind als die CIA und sogar ihr Vorgänger, das Office of Strategic Services (OSS). In der Tat wurden sie Jahre zuvor von niemand anderem als der amerikanischen Mafia entwickelt.
Im Zuge dieser Recherche entdeckte MintPress, dass eine Handvoll Figuren, die während und nach der Prohibition Einfluss auf das amerikanische organisierte Verbrechen hatten, direkt in sexuelle Erpressungsoperationen verwickelt waren, die sie für ihre eigenen, oft dunklen, Zwecke nutzten.
In Teil I dieser exklusiven Untersuchung wird MintPress untersuchen, wie ein mit der Mafia verbundener Geschäftsmann mit intensiven Verbindungen zum berüchtigten Gangster Meyer Lansky enge Beziehungen zum Federal Bureau of Investigation (FBI) entwickelte, während er gleichzeitig jahrzehntelang eine sexuelle Erpressungsoperation betrieb, die später ein verdeckter Teil des antikommunistischen Kreuzzuges der 1950er Jahre wurde, der von Senator Joseph McCarthy (Republikaner, Wisconsin) angeführt wurde, der selbst in ganz Washington dafür bekannt war, dass er betrunken minderjährige Mädchen betatschte.
Doch es sollte einer von McCarthys engsten Helfern sein, der in späteren Jahren den Ring übernahm, mit Minderjährigen handelte und diese sexuelle Erpressungsoperation ausbaute, während er gleichzeitig seinen eigenen politischen Einfluss vergrößerte, was ihn in engen Kontakt mit prominenten Persönlichkeiten brachte, darunter der ehemalige Präsident Ronald Reagan und ein Mann, der später Präsident werden sollte, Donald Trump.
Wie in Teil II gezeigt werden soll, wurde die Erpressungsoperation nach dem Tod dieser Person unter verschiedenen Nachfolgern in verschiedenen Städten fortgesetzt und es gibt starke Hinweise darauf, dass Jeffrey Epstein einer von ihnen war.
Samuel Bronfman und die Mafia
Die Ära der Prohibition in den Vereinigten Staaten wird oft als Beispiel dafür herangezogen, wie das Verbot von Genussmitteln nicht nur deren Popularität steigert, sondern auch einen Boom krimineller Aktivitäten verursacht. In der Tat war es die Prohibition, die die amerikanische Mafia stark anwachsen ließ, da die obersten Verbrecherfürsten der damaligen Zeit durch den heimlichen Handel und Verkauf von Alkohol zusätzlich zum Glücksspiel und anderen Aktivitäten reich wurden.
Es ist der Alkoholhandel der 20er und frühen 30er Jahre, mit dem diese Geschichte beginnt, denn er brachte Schlüsselfiguren zusammen, deren Nachfolger und Partner schließlich eine Reihe von Erpressungs- und Sexhandelsringen ins Leben rufen sollten, aus denen Jeffrey Epstein, der “Lolita Express” (Epsteins Privat-Jet) und “Orgy Island” (“Insel der Orgien” – Epsteins Privatinsel) hervorgehen sollten.
Samuel Bronfman hatte nie vor, ein großer Alkoholproduzent zu werden, aber getreu dem Nachnamen seiner Familie, der auf Jiddisch “Schnapsmann” bedeutet, begann er schließlich mit dem Vertrieb von Alkohol als Erweiterung des Hotelgeschäfts seiner Familie. Während der kanadischen Prohibitionszeit, die kürzer war als die des südlichen Nachbarn und dieser vorausging, nutzte das Bronfman-Familienunternehmen Schlupflöcher, um das Gesetz zu umgehen und technisch legale Wege zu finden, um Alkohol in den Hotels und Geschäften zu verkaufen, die der Familie gehörten. Die Familie verließ sich auf ihre Verbindungen zu Mitgliedern der amerikanischen Mafia, um illegal Alkohol aus den Vereinigten Staaten zu schmuggeln.
Kurz nachdem die Prohibition in Kanada endete, begann sie in den Vereinigten Staaten und als sich der Strom des illegalen Alkohols in die andere Richtung bewegte, waren die Bronfmans – deren geschäftliche Unternehmungen damals von Sam Bronfman und seinen Brüdern geleitet wurden – relativ spät in einen bereits florierenden Schmuggelhandel eingestiegen.
“Wir waren Spätstarter auf den beiden lukrativsten Märkten – auf hoher See und jenseits des Detroit River. Was aus dem Grenzhandel in Saskatchewan kam, war im Vergleich dazu unbedeutend”, sagte Bronfman einmal dem kanadischen Journalisten Terence Robertson, der damals eine Biografie über Bronfman schrieb. Nichtsdestotrotz: “Das war der Zeitpunkt, an dem wir anfingen, unser richtiges Geld zu verdienen”, erzählte Bronfman. Robertsons Biografie über Bronfman wurde nie veröffentlicht, da er unter mysteriösen Umständen starb, kurz nachdem er seine Kollegen gewarnt hatte, dass er unappetitliche Informationen über die Familie Bronfman aufgedeckt hatte.
Der Schlüssel zu Bronfmans Erfolg während der amerikanischen Prohibition waren die Verbindungen, die seine Familie während der kanadischen Prohibition zum organisierten Verbrechen gepflegt hatte, Verbindungen, die viele prominente Mitglieder der Mafia in den Vereinigten Staaten dazu brachten, Bronfman als Geschäftspartner zu bevorzugen. Bronfmans Schnaps wurde in großen Mengen von vielen Verbrecherfürsten gekauft, die noch immer in der amerikanischen Legende weiterleben, darunter Charles “Lucky” Luciano, Moe Dalitz, Abner “Longy” Zwillman und Meyer Lansky.
Die meisten von Bronfmans Mafia-Kollegen während der Prohibition waren Mitglieder dessen, was als Nationales Verbrechersyndikat bekannt wurde, das ein Untersuchungsausschuss des Senats aus den 1950er Jahren, bekannt als das Kefauver-Komitee, als eine von der italienisch-amerikanischen und jüdisch-amerikanischen Mafia dominierte Vereinigung beschrieb. Während dieser Untersuchung nannten einige der größten Namen der amerikanischen Mafia Bronfman als eine zentrale Figur in ihren Schmuggelgeschäften. Die Witwe des berüchtigten amerikanischen Mafiabosses Meyer Lansky erzählte sogar, wie Bronfman üppige Dinnerpartys für ihren Mann geschmissen hatte.
Jahre später würden Samuel Bronfmans Kinder und Enkelkinder, deren familiäre Verbindungen zur kriminellen Unterwelt intakt sind, eng mit Leslie Wexner, angeblich die Quelle eines Großteils von Epsteins mysteriösem Reichtum und anderen mit der Mafia verbundenen “Philanthropen” zusammenarbeiten und einige würden sogar ihre eigenen sexuellen Erpressungsoperationen leiten, einschließlich der kürzlich aufgeflogenen erpresserbasierten “Sex-Sekte” NXIVM. Die späteren Generationen der Bronfman-Familie, insbesondere Samuel Bronfmans Söhne Edgar und Charles, werden in Teil II dieses Berichts ausführlicher behandelt.
Lewis Rosenstiels dunkles Geheimnis
Entscheidend für Bronfmans Schmuggelgeschäfte während der Prohibition waren zwei Mittelsmänner, von denen einer Lewis “Lew” Rosenstiel war. Rosenstiel begann vor der Prohibition in der Destillerie seines Onkels in Kentucky zu arbeiten. Als das Gesetz zum Verbot von Alkohol in Kraft trat, gründete Rosenstiel die Schenley Products Company, die später zu einer der größten Spirituosenfirmen Nordamerikas werden sollte.
Obwohl er die High School abgebrochen hatte und zu dieser Zeit gesellschaftlich nicht besonders gut vernetzt war, hatte Rosenstiel 1922 während eines Urlaubs an der französischen Riviera eine “zufällige” Begegnung mit Winston Churchill. Laut der New York Times “riet Churchill ihm [Rosenstiel], sich auf die Rückkehr des Alkoholverkaufs in den Vereinigten Staaten vorzubereiten”. Rosenstiel schaffte es irgendwie, sich die Mittel der elitären und angesehenen Wall-Street-Firma Lehman Brothers zu sichern, um seinen Kauf von stillgelegten Brennereien zu finanzieren.
Offiziell heißt es, Rosenstiel habe sein Unternehmen und seinen Reichtum nach der Prohibition aufgebaut, indem er Churchills Rat befolgte, sich auf die Aufhebung der Prohibition vorzubereiten. Er war jedoch eindeutig in Alkoholschmuggel verwickelt und wurde 1929 sogar wegen Alkoholschmuggels angeklagt, entging aber einer Verurteilung. Wie Bronfman stand Rosenstiel dem organisierten Verbrechen nahe, insbesondere den Mitgliedern der meist jüdisch-amerikanischen und italienisch-amerikanischen Mafia-Allianz, die als National Crime Syndicate bekannt war.
Spätere Ermittlungen der Regierung des Staates New York unterstellten, dass Rosenstiel “Teil eines ‘Konsortiums’ mit Unterweltgrößen war, die Alkohol in Kanada [von Samuel Bronfman] kauften”, dessen andere Mitglieder “Meyer Lansky, der angebliche Anführer des organisierten Verbrechens; Joseph Fusco, ein Mitarbeiter des verstorbenen Chicagoer Gangsters Al Capone und Joseph Linsey, ein Mann aus Boston, den Mr. Kelly [der aussagende Ermittler des Kongresses] als einen verurteilten Schmuggler identifizierte.” Rosenstiels Beziehung zu diesen Männern, insbesondere zu Lansky, sollte noch lange nach der Prohibition fortbestehen und Samuel Bronfman seinerseits sollte ebenfalls seine Verbindungen zur Mafia beibehalten.
Zusätzlich zu seinen Freunden in der Mafia pflegte Rosenstiel auch enge Beziehungen zum FBI. Er entwickelte eine enge Beziehung zum langjährigen FBI-Direktor J. Edgar Hoover und machte 1957 Hoovers rechte Hand und langjährigen Assistenten beim FBI, Louis Nichols, zum Vizepräsidenten seines Schenley-Imperiums.
Trotz ihres ähnlichen Hintergrunds als Schmugglerbarone, die zu “respektablen” Geschäftsleuten wurden, waren Bronfmans und Rosenstiels Charaktere völlig unterschiedlich und ihre Beziehung war bestenfalls kompliziert. Ein Beispiel für die Unähnlichkeiten zwischen Nordamerikas Top-Spirituosenbaronen war der Umgang mit ihren Mitarbeitern. Bronfman war nicht unbedingt dafür bekannt, ein grausamer Chef zu sein, während Rosenstiel für sein sprunghaftes und “monströses” Verhalten gegenüber den Angestellten bekannt war, ebenso wie für seine ungewöhnliche Praxis, seine Büros abzuhören, um zu erfahren, was die Angestellten über ihn sagten, wenn er nicht anwesend war.
Derartige Unterschiede zwischen Bronfman und Rosenstiel spiegelten sich auch in ihrem Privatleben wider. Während Bronfman nur einmal heiratete und seiner Frau treu war, war Rosenstiel fünfmal verheiratet und für seine eher heimlichen bisexuellen Eskapaden bekannt, ein Teil seines Lebens, der vielen seiner engen Mitarbeiter und Angestellten bekannt war.
Obwohl es jahrelang nur Andeutungen auf jene andere Seite des umstrittenen Geschäftsmannes gab, tauchten Jahre später während eines Scheidungsverfahrens, das von Rosenstiels vierter Frau, Susan Kaufman, angestrengt wurde, Details auf, die diese Behauptungen untermauern sollten. Kaufman behauptete, dass Rosenstiel extravagante Partys veranstaltete, zu denen auch “männliche Prostituierte” gehörten, die ihr Mann “zum Vergnügen” bestimmter Gäste angeheuert hatte, zu denen wichtige Regierungsbeamte und prominente Persönlichkeiten der kriminellen Unterwelt Amerikas gehörten. Kaufman würde später die gleichen Behauptungen unter Eid während der Anhörung des New Yorker State Joint Legislative Committee on Crime in den frühen 1970er Jahren machen.
Rosenstiel organisierte nicht nur diese Partys, er sorgte auch dafür, dass die Veranstaltungsorte mit Mikrofonen verwanzt wurden, die die Possen seiner hochkarätigen Gäste aufzeichneten. Diese Tonaufnahmen, so behauptete Kaufman, wurden dann zum Zweck der Erpressung aufbewahrt. Obwohl Kaufmans Behauptungen schockierend sind, wurde ihre Aussage vom ehemaligen Chefsyndikus des Untersuchungsausschusses für Verbrechen, dem New Yorker Richter Edward McLaughlin und dem Ermittler des Ausschusses, William Gallinaro, für glaubwürdig gehalten und hoch geschätzt.
Diese “Erpresserpartys” bieten einen Einblick in eine Operation, die später raffinierter werden und in den 1950er Jahren unter Rosenstiels “Feldkommandeur” (ein Spitzname, den Rosenstiel einer Person gab, die in diesem Bericht kurz genannt werden soll) dramatisch wachsen sollte. Viele der Personen, die in den 70er und 80er Jahren mit Rosenstiels “Feldkommandeur” in Verbindung standen, haben nach der kürzlichen Verhaftung von Jeffrey Epstein ihre Namen wieder in der Presse gefunden.
Der “unantastbare” Mafioso
Bronfman und Rosenstiel wurden im nordamerikanischen Spirituosengeschäft legendär, auch wegen ihres Kampfes um die Vorherrschaft in der Branche, den die New York Times als oft “in erbitterten persönlichen und unternehmerischen Kämpfen entbrannt” beschrieb. Trotz ihrer Duelle in der Geschäftswelt verband die beiden Geschäftsmänner vor allem eines: ihre enge Verbindung zum amerikanischen organisierten Verbrechen, insbesondere zum berühmten Mafioso Meyer Lansky.
Lansky ist einer der berüchtigtsten Gangster in der Geschichte des amerikanischen organisierten Verbrechens und zeichnet sich dadurch aus, dass er der einzige berühmte Mafioso war, der in den 1920er Jahren zu Berühmtheit gelangte und es schaffte, als alter Mann zu sterben und nie einen Tag im Gefängnis zu verbringen.
Lanskys langes Leben und seine Fähigkeit, Gefängnisstrafen zu vermeiden, waren größtenteils das Ergebnis seiner engen Beziehungen zu mächtigen Geschäftsleuten wie Bronfman und Rosenstiel (neben vielen anderen), dem Federal Bureau of Investigation (FBI) und dem US-Geheimdienst, sowie seiner Rolle bei der Gründung mehrerer Erpressungs- und Schutzgelderpressungsringe, die ihm halfen, das Gesetz auf Distanz zu halten. Als Lansky in den 1970er Jahren schließlich wegen eines Verbrechens angeklagt wurde, war es das Finanzamt und nicht das FBI, das die Anklage erhob, und er wurde wegen Steuerhinterziehung angeklagt und freigesprochen.
Lansky stand sowohl Bronfman als auch Rosenstiel bemerkenswert nahe. Bronfman gab während und nach der Prohibition regelmäßig “verschwenderische Dinnerpartys” zu Lanskys Ehren. An diese Partys erinnerte sich Lanskys Frau gerne und Lansky wiederum tat Bronfman einige Gefallen, die vom exklusiven Schutz seiner Sendungen während der Prohibition bis hin zur Beschaffung von Eintrittskarten für begehrte “Jahrhundertboxkämpfe” reichten.
Rosenstiel gab auch regelmäßig Dinnerpartys zu Ehren von Lansky. Die Ex-Frau von Rosenstiel Susan Kaufman behauptete, zahlreiche Fotos von ihrem Ex-Mann und Lansky gemacht zu haben, auf denen sie zusammen feiern und sich unterhalten, Fotos, die auch Mary Nichols vom Philadelphia Inquirer gesehen hat. Darüber hinaus war Lansky nach Kaufmans Erinnerung eine der Personen, die Rosenstiel als Teil seines Kinderprostitutions- und Erpressungsrings, der auf hochrangige Beamte abzielte, vor einer juristischen Überprüfung zu schützen suchte und er wurde dabei belauscht, wie er sagte, dass wenn die Regierung “jemals Druck gegen Lansky oder einen von uns ausübt, wir dies [eine bestimmte Aufnahme, die auf einer der ‘Partys’ gemacht wurde] als Erpressung verwenden werden.”
Lansky war dafür bekannt, Rosenstiel als “Oberster Befehlshaber” anzusprechen, ein Titel, der später von einer anderen Person, die eng mit der Mafia und den sexuellen Erpressungsoperationen verbunden war, für Rosenstiel verwendet wurde und in diesem Bericht als “Feldkommandant” bezeichnet wird.
Lansky hatte auch enge Verbindungen zur CIA und zum militärischen Geheimdienst der USA. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Lansky – zusammen mit seinem Partner Benjamin “Bugsy” Siegel – mit dem Marinegeheimdienst an einer Operation mit dem Codenamen “Operation Underworld”, deren Existenz die Regierung über 40 Jahre lang leugnete.
Der Journalist und bekannte Chronist verdeckter CIA-Aktivitäten, Douglas Valentine, stellte in seinem Buch “Die CIA als organisiertes Verbrechen: Wie illegale Operationen Amerika und die Welt korrumpieren” fest, dass die Zusammenarbeit der Regierung mit der Mafia während des Zweiten Weltkriegs zu ihrer Expansion nach dem Krieg führte und die Bühne für ihre zukünftige Zusammenarbeit mit dem US-Geheimdienst bereitete.
Nach Aussage von Valentine:
Top-Regierungsbeamte waren sich auch bewusst, dass der faustische Pakt der Regierung mit der Mafia während des Zweiten Weltkriegs den Ganoven erlaubt hatte, sich in den Mainstream Amerikas einzuschleichen. Als Gegenleistung für die während des Krieges geleisteten Dienste wurden die Mafia-Bosse vor der Strafverfolgung für Dutzende von ungeklärten Morden geschützt. […]
Die Mafia war 1951 [als das Kefauver-Komitee einberufen wurde] ein großes Problem, vergleichbar mit dem Terrorismus heute. Aber sie war auch ein geschützter Zweig der CIA, die kriminelle Organisationen auf der ganzen Welt übernahm und sie in ihrem geheimen Krieg gegen die Sowjets und Rotchinesen einsetzte. Die Mafia hatte mit Uncle Sam kollaboriert und war gestärkt und ermächtigt aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen. Sie kontrollierten Städte im ganzen Land.”
In der Tat knüpfte die CIA schon bald nach ihrer Gründung auf Geheiß des CIA-Abwehrchefs James J. Angleton Verbindungen zu Lansky. Die CIA wandte sich später in den frühen 1960er Jahren an die mit Lansky verbundene Mafia als Teil ihrer durchweg erfolglosen Bemühungen, den kubanischen Führer Fidel Castro zu ermorden, was zeigt, dass die CIA ihre Kontakte zu den von Lansky kontrollierten Elementen der Mafia lange nach dem ersten Treffen mit Lansky aufrechterhielt.
Die CIA hatte auch enge Verbindungen zu Mitarbeitern von Lansky, wie z.B. Edward Moss, der Öffentlichkeitsarbeit für Lansky machte und von dem der damalige Generalinspekteur der Agentur, J.S. Earman, sagte, er sei für die CIA von “Interesse”. Harry “Happy” Meltzer war ein weiterer Mitarbeiter von Lansky, der für die CIA tätig war und die CIA bat Meltzer im Dezember 1960, einem Attentäterteam beizutreten.
Neben der CIA war Lansky auch durch Tibor Rosenbaum, einen Waffenhändler und hochrangigen Beamten des israelischen Mossad, mit einem ausländischen Geheimdienst verbunden, dessen Bank – die Internationale Kreditbank in Genf – einen Großteil von Lanskys unrechtmäßig erworbenen Gewinnen wusch und sie in legitime amerikanische Unternehmen transferierte.
Der Journalist Ed Reid, Autor der Virginia Hill-Biografie “Die Geliebte und die Mafia”, schrieb, dass Lansky bereits 1939 versuchte, mächtige Leute durch sexuelle Erpressung zu vereinnahmen. Reid behauptet, dass Lansky Virginia Hill nach Mexiko schickte, wo seine Westküstenverbindungen einen Drogenring aufgebaut hatten, an dem später das OSS, der Vorläufer der CIA, beteiligt war, um zahlreiche “Spitzenpolitiker, Armeeoffiziere, Diplomaten und Polizeibeamte” zu ködern.
Schließlich wurde Lansky zugeschrieben, irgendwann in den 1940er Jahren kompromittierende Fotos von FBI-Direktor J. Edgar Hoover beschafft zu haben, die “Hoover in einer Art schwulen Situation” zeigten, so ein ehemaliger Mitarbeiter von Lansky, der auch sagte, dass Lansky oft behauptet habe: “Ich habe diesen Hurensohn erledigt.” Die Fotos zeigten Hoover bei sexuellen Aktivitäten mit seinem langjährigen Freund, dem stellvertretenden FBI-Direktor Clyde Tolson.
Irgendwann fielen diese Fotos dem Chef der CIA-Spionageabwehr James J. Angleton in die Hände, der die Fotos später mehreren anderen CIA-Beamten zeigte, darunter John Weitz und Gordon Novel. Angleton war für die Beziehungen der CIA zum FBI und zum israelischen Mossad zuständig, bis er 1972 die Behörde verließ und, wie kürzlich erwähnt, auch mit Lansky in Kontakt war.
Anthony Summers, ehemaliger BBC-Journalist und Autor von “Offiziell und vertraulich: Das geheime Leben des J. Edgar Hoover”, hat behauptet, dass es nicht Lansky, sondern William Donovan, der Direktor des OSS, war, der die Originalfotos von Hoover besorgte und sie später mit Lansky austauschte.
Summers erklärte auch, dass “für [den Gangster Frank] Costello und Lansky die Fähigkeit, Politiker, Polizisten und Richter zu korrumpieren, von grundlegender Bedeutung für die Geschäfte der Mafia war. Der Weg, den sie fanden, um mit Hoover umzugehen, beinhaltete laut mehreren Mafia-Quellen seine Homosexualität.” Diese Anekdote zeigt, dass Lanksy und die CIA eine verdeckte Beziehung unterhielten, die u. a. den Austausch von Erpressungsmaterial (d. h. “Geheimdienstinformationen”) beinhaltete.
Es ist auch möglich, dass Hoover bei einer von Rosenstiels “Erpresserpartys”, bei denen Hoover sich manchmal in Anwesenheit von Mafia-Prominenz befand, von der Mafia umgarnt wurde. Hoover soll bei einigen der Veranstaltungen Frauenkleidung getragen haben und Meyer Lanskys Frau sagte später, dass ihr Mann Fotos des ehemaligen FBI-Direktors in Frauenkleidern besaß. Darüber hinaus ist aktenkundig, dass Hoover bereits 1939, also im selben Jahr, in dem sein enger Mitarbeiter Lansky aktiv die sexuelle Erpressung mächtiger politischer Persönlichkeiten orchestrierte, eine ungewöhnliche Besorgnis im Umgang des FBI mit den kriminellen Verbindungen Rosenstiels zeigte.
Die Erpressung, die an Hoover herangetragen wurde und der Besitz der Beweise durch die Mafia wurden als ein Hauptfaktor für Hoovers jahrzehntelanges Leugnen angeführt, dass landesweite Netzwerke des organisierten Verbrechens ein ernsthaftes Problem darstellten. Hoover behauptete, es handele sich um ein dezentrales, lokales Problem und daher außerhalb der Zuständigkeit des FBI. Als Hoover 1963 endlich die Existenz nationaler Netzwerke des organisierten Verbrechens bestätigte, waren diese bereits so fest im US-Establishment verankert, dass sie unantastbar waren.
Der Kriminalitätsberater des Kongresses Ralph Salerno sagte 1993 zu Summers, dass Hoovers vorsätzliche Ignoranz gegenüber dem organisierten Verbrechen während des größten Teils seiner Karriere als FBI-Direktor “dem organisierten Verbrechen erlaubte, wirtschaftlich und politisch sehr stark zu werden, so dass es zu einer viel größeren Bedrohung für das Wohlergehen dieses Landes wurde, als es gewesen wäre, wenn man sich viel früher damit beschäftigt hätte.”
J. Edgar Hoover: Erpressungsopfer?
Die meisten Aufzeichnungen datieren den Beginn von Hoovers Beziehung zu Rosenstiel in die 1950er Jahre, in das gleiche Jahrzehnt, in dem Susan Kaufman berichtete, dass Hoover an Rosenstiels Erpresserpartys teilnahm. Rosenstiels FBI-Akte, die von Anthony Summers beschafft wurde, nennt das erste Treffen mit Rosenstiel im Jahr 1956, obwohl Summers anmerkt, dass es Beweise dafür gibt, dass sie sich schon viel früher getroffen hatten. Nachdem er um das Treffen gebeten hatte, wurde Rosenstiel innerhalb weniger Stunden ein persönliches Treffen mit dem Direktor gewährt. Die FBI-Akte über Rosenstiel enthüllt auch, dass der Schnapsbaron heftig auf Hoover einwirkte, um seine Geschäftsinteressen zu unterstützen.
Zu dieser Zeit waren die anzüglichen Details von Hoovers Sexualleben den US-Geheimdiensten und der Mafia bereits bekannt und Hoover war sich bewusst, dass sie von seiner verschwiegenen Sexualität und seiner Vorliebe für Frauenkleider wussten. Dennoch schien Hoover genau die Art von sexueller Erpressung zu befürworten, die sein Privatleben kompromittiert hatte, da er in den 1950er und 1960er Jahren auf vielen von Rosenstiels “Erpresserpartys” gesehen wurde, unter anderem an Orten wie Rosenstiels Privatwohnung und später im Plaza Hotel in Manhattan. Hoovers Vorliebe, sich in Frauenkleidern zu kleiden, wurde auch von zwei Zeugen beschrieben, die nicht mit Susan Kaufman verbunden waren.
Bald nach ihrem ersten “offiziellen” Treffen blühte die öffentliche Beziehung zwischen den beiden Männern schnell auf, wobei Hoover Rosenstiel sogar Blumen schickte, als dieser krank wurde. Summers berichtete, dass man 1957 hörte, wie Rosenstiel während eines Treffens zu Hoover sagte: “Ihr Wunsch ist mir Befehl.” Ihre Beziehung blieb in den 1960er Jahren und darüber hinaus eng und innig.
Wie Rosenstiel war auch Hoover dafür bekannt, Erpressungen von Freund und Feind anzuhäufen. Hoovers Büro besaß “geheime Akten” über zahlreiche einflussreiche Personen in Washington und darüber hinaus, Akten, die er nutzte, um sich Gefallen zu verschaffen und seinen Status als FBI-Direktor so lange zu schützen, wie er es wünschte.
Hoovers eigene Neigung zur Erpressung lässt vermuten, dass er mit Rosenstiels sexueller Erpressung in direkterem Zusammenhang stand, da er bereits wusste, dass er kompromittiert war und seine Beteiligung an der Operation als Mittel zur Beschaffung der Erpressungen gedient hätte, die er für seine eigenen Zwecke begehrte. In der Tat, wenn Hoover nur von der mit Lansky und Rosenstiel verbundenen Mafia erpresst worden wäre, ist es unwahrscheinlich, dass er Rosenstiel, Lansky und den anderen Mafiosi bei diesen Treffen so freundlich gesinnt gewesen wäre und mit solcher Regelmäßigkeit an ihnen teilgenommen hätte.
Laut dem Journalisten und Autor Burton Hersh war Hoover auch mit Sherman Kaminsky verbunden, der in New York eine sexuelle Erpressungsoperation mit jungen männlichen Prostituierten betrieb. Diese Operation wurde 1966 in einer Erpressungsuntersuchung unter der Leitung des Bezirksstaatsanwalts von Manhattan, Frank Hogan, aufgedeckt und überprüft, obwohl das FBI die Untersuchung schnell übernahm und die gemeinsamen Fotos von Hoover und Kaminsky bald aus der Fallakte verschwanden.
Hoovers und Rosenstiels tiefe Verbundenheit sollte sich über die Jahre weiter entwickeln, ein Beispiel dafür ist Rosenstiels Einstellung des langjährigen Hoover-Mitarbeiters Louis Nichols als Vizepräsident seines Schenley-Spirituosenimperiums und Rosenstiels Spende von über 1 Million Dollar an die J. Edgar Hoover Foundation, die Nichols zu dieser Zeit ebenfalls leitete.
Es gibt auch mehr als eine dokumentierte Gelegenheit, bei der Hoover versuchte, mit Hilfe von Erpressung Rosenstiel und seinen “Feldkommandanten” zu schützen, nämlich niemand anderen als den berüchtigten Roy Cohn, die andere Schlüsselfigur in Rosenstiels sexueller Erpressungsoperation mit Minderjährigen.
Die Entstehung eines Monsters
Auch Jahrzehnte nach seinem Tod ist Roy Cohn eine umstrittene Figur, nicht zuletzt wegen seiner engen, persönlichen Beziehung zum aktuellen US-Präsidenten Donald Trump. Doch Berichte über Cohn, sowohl in jüngster Zeit als auch in den vergangenen Jahren, verfehlen oft das Ziel in ihrer Charakterisierung des Mannes, der eng mit dem Weißen Haus unter Reagan, der CIA, dem FBI, dem organisierten Verbrechen und, nebenbei bemerkt, vielen der Figuren, die später Jeffrey Epstein umgeben sollten, verbunden war.
Um die wahre Natur des Mannes zu verstehen, ist es unerlässlich, seinen Aufstieg zur Macht in den frühen 1950er Jahren zu untersuchen, als er im Alter von nur 23 Jahren eine Schlüsselfigur im hochkarätigen Prozess gegen die sowjetischen Spione Ethel und Julius Rosenberg und später als rechte Hand von Senator Joseph McCarthy (Republikaner, Wisconsin) wurde.
Cohns Engagement für antikommunistische Aktivitäten in den 1950er Jahren ist angeblich das, was ihn zuerst bei J. Edgar Hoover beliebt machte, den er 1952 zum ersten Mal traf. Während dieses Treffens, so beschreibt es Hersh in “Bobby und J. Edgar: Die historische Konfrontation zwischen den Kennedys und J. Edgar Hoover, die Amerika veränderte”, drückte Hoover seine Bewunderung für Cohns aggressive und manipulative Taktik aus und sagte Cohn, er solle “mich direkt anrufen”, wenn er Informationen habe, die es wert seien, sie weiterzugeben. Von diesem Zeitpunkt an tauschten Cohn und Hoover “Gefälligkeiten, überschwängliche Komplimente, Geschenke und aufwendige private Abendessen” aus. Es wurde schnell zu ‘Roy’ und ‘Edgar’.” Hersh beschreibt Hoover auch als Cohns baldigen “Berater”.
Der Zeitpunkt und die Umstände von Cohns Bekanntschaft mit Rosenstiel sind schwieriger zu ermitteln. Es ist möglich, dass die Verbindung über Roy Cohns Vater Albert Cohn, einen prominenten Richter und eine einflussreiche Figur im Parteiapparat der New Yorker Demokraten, der damals von Edward Flynn geleitet wurde, hergestellt wurde. Später wurde aufgedeckt, dass die von Flynn dominierte und in der Bronx ansässige Organisation der Demokraten langjährige Verbindungen zum organisierten Verbrechen hatte, darunter auch zu Mitarbeitern von Meyer Lansky.
Unabhängig davon, wie oder wann sie begann, war die Beziehung zwischen Cohn und Rosenstiel eng und wurde oft mit der Beziehung von Vater und Sohn verglichen. Es hieß, sie grüßten sich häufig in der Öffentlichkeit und blieben einander verbunden, bis Rosenstiel dem Tode nahe war. Zu diesem Zeitpunkt versuchte Cohn, seinen damals kaum noch bei Bewusstsein befindlichen und senilen “Freund” und Klienten auszutricksen, damit er ihn zum Testamentsvollstrecker und Treuhänder des Nachlasses des Spirituosenmagnaten ernannte, der auf 75 Millionen Dollar geschätzt wurde (mehr als 334 Millionen Dollar in heutigen Dollar).
Das LIFE-Magazin berichtete 1969, dass Cohn und Rosenstiel sich seit Jahren gegenseitig als “Field Commander” bzw. “Supreme Commander” bezeichneten. Medienhinweise auf diese Spitznamen tauchen auch in anderen Artikeln aus dieser Zeit auf.
Obwohl LIFE und andere Medien dies als bloße Anekdote über Spitznamen interpretiert hatten, die im Scherz zwischen engen Freunden geteilt wurden, legt die Tatsache, dass der berüchtigte Verbrecherfürst Meyer Lansky Rosenstiel ebenfalls “Supreme Commander” nannte und die Tatsache, dass Cohn und Rosenstiel später in denselben pädophilen Sexring verwickelt waren, nahe, dass hinter diesen “Spitznamen” mehr stecken könnte. Schließlich verwendete die Mafia, mit der Rosenstiel in Verbindung stand, oft militärisch anmutende Titel wie “Soldat” und “Leutnant”, um den Rang und die Bedeutung ihrer Mitglieder zu unterscheiden.
Nachdem er seine Verbindung zu Hoover aufgebaut hatte, begann Cohns Stern in Washington noch höher zu steigen. Hoovers Empfehlung für Cohn sollte den Ausschlag für seine Ernennung zum Generalberater von Senator McCarthy gegenüber Robert Kennedy, einem Rivalen und erbitterten Feind Cohns, geben.
Obwohl Cohn als McCarthys Berater rücksichtslos und scheinbar unantastbar war und dem Senator half, viele Karrieren sowohl während der Red Scares [Unter dem Begriff Rote Angst werden zwei verschiedene Perioden der US-Geschichte zusammengefasst, die geprägt waren von antikommunistischer Hysterie, die sich in Stigmatisierung und Verfolgung der politischen Linken, insbesondere auch von Einwanderern, manifestierte. / Anm. d. Übersetzers] als auch der Lavender Scares [Der „Lavender Scare“ bezieht sich auf die Identifizierung und Massenentlassung von Tausenden von Homosexuellen der US-Bundesregierung in den 1950er Jahren. / Anm. d. Übersetzers] zu zerstören, würden seine Eskapaden in Bezug auf seine Arbeit im Komitee schließlich zu seinem Untergang führen, nachdem er versucht hatte, die Armee zu erpressen, um im Gegenzug eine Vorzugsbehandlung für den Berater des Komitees und Cohns gerüchteweise Geliebten David Schine zu erhalten.
Nachdem er aufgrund des Skandals gezwungen war, McCarthys Team zu verlassen, kehrte Cohn nach New York zurück, um bei seiner Mutter zu leben und als Anwalt zu arbeiten. Einige Jahre später vermittelte der New Yorker Richter David Peck, ein langjähriger Mitarbeiter des ehemaligen CIA-Direktors Alan Dulles, Cohns Anstellung in der New Yorker Anwaltskanzlei Saxe, Bacon und O’Shea – die später zu Saxe, Bacon und Bolan wurde, nachdem Tom Bolan, ein Freund von Cohn, Partner in der Kanzlei wurde. Nach seiner Einstellung brachte Cohn der Kanzlei eine Reihe von Mafia-verbundenen Klienten, darunter hochrangige Mitglieder der Verbrecherfamilien Gambino und Genovese und natürlich Lewis Rosenstiel.
Was geschah in der Suite 233?
Die Verbindungen, die Roy Cohn in den 1950er Jahren aufbaute, machten ihn zu einer bekannten öffentlichen Person und führten zu großem politischen Einfluss, der während der Präsidentschaft von Ronald Reagan seinen Höhepunkt erreichte. Doch während Cohn sein öffentliches Image aufbaute, entwickelte er auch ein düsteres Privatleben, das von der gleichen erpresserischen Pädophilenbande beherrscht werden sollte, die anscheinend zuerst mit Lewis Rosenstiel begonnen hatte.
Eine der “Erpressungspartys”, die Susan Kaufman mit ihrem damaligen Ehemann Lewis Rosenstiel besuchte, wurde 1958 von Cohn im Plaza Hotel in Manhattan, in der Suite 233, veranstaltet. Kaufman beschrieb Cohns Suite als eine “wunderschöne Suite … ganz in Hellblau gehalten”. Sie beschrieb, dass sie Hoover, der Frauenkleider trug, von Cohn vorgestellt wurde, der ihr in einem Anfall von kaum verhohlenem Lachen sagte, dass Hoovers Name “Mary” sei. Kaufman bezeugte, dass kleine Jungen anwesend waren und sie behauptete, dass Cohn, Hoover und ihr Ex-Mann sexuelle Handlungen mit diesen Minderjährigen vornahmen.
Der New Yorker Anwalt John Klotz, der damit beauftragt war, gegen Cohn zu ermitteln, fand lange nach Kaufmans Aussage auch Beweise für die “blaue Suite” im Plaza Hotel und ihre Rolle in einem Sex-Erpressungsring, nachdem er lokale Regierungsdokumente und von Privatdetektiven gesammelte Informationen durchforstet hatte. Klotz erzählte später dem Journalisten und Autor Burton Hersh, was er erfahren hatte:
Roy Cohn bot Schutz. Es war ein Haufen Pädophiler beteiligt. Das ist es, woher Cohn seine Macht bekam – Erpressung.”
Die vielleicht vernichtendste Bestätigung für Cohns Aktivitäten in der Suite 233 stammt aus Aussagen, die Cohn selbst gegenüber dem ehemaligen NYPD-Detective und Ex-Leiter der Abteilung für Menschenhandel und damit verbundene Straftaten, James Rothstein, gemacht hat. Rothstein erzählte später John DeCamp – ein ehemaliger Senator des Staates Nebraska, der einen mit der Regierung verbundenen Kindersexring mit Sitz in Omaha untersuchte – und anderen Ermittlern, das Cohn während eines Gesprächs mit dem ehemaligen Ermittler zugegeben hatte, Teil einer sexuellen Erpressungsoperation zu sein, die auf Politiker mit Kinderprostituierten abzielte.
Rothstein erzählte DeCamp das Folgende über Cohn:
“Cohns Aufgabe war es, die kleinen Jungs zu steuern. Sagen wir, Sie hatten einen Admiral, einen General, einen Kongressabgeordneten, der nicht mit dem Programm mitgehen wollte. Cohns Aufgabe war es, sie in die Schranken zu weisen, dann würden sie mitmachen. Cohn hat mir das selbst gesagt.”
Rothstein erzählte später Paul David Collins, einem ehemaligen Journalisten, der zum Ermittler wurde, dass Cohn auch diese sexuelle Erpressungsoperation als Teil des antikommunistischen Kreuzzuges der damaligen Zeit identifiziert hatte.
Die Tatsache, dass Cohn nach Rothsteins Erinnerung feststellte, dass der Kindererpressungsring Teil des von der Regierung geförderten antikommunistischen Kreuzzuges war, legt nahe, dass Elemente der Regierung, einschließlich Hoovers FBI, auf einer viel breiteren Ebene als Hoovers eigene persönliche Beteiligung verbunden gewesen sein könnten, da das FBI für einen Großteil der Red Scare eng mit McCarthy und Cohn zusammenarbeitete.
Es ist auch erwähnenswert, dass unter Hoovers vielen “geheimen” Erpressungsakten ein umfangreiches Dossier über Senator McCarthy war, dessen Inhalt deutlich darauf schließen ließ, dass der Senator selbst an minderjährigen Mädchen interessiert war. Laut dem Journalisten und Autor David Talbot war Hoovers Akte über McCarthy “gefüllt mit beunruhigenden Geschichten über McCarthys Angewohnheit, im betrunkenen Zustand Brüste und Gesäß junger Mädchen zu betatschen. Die Geschichten waren so weit verbreitet, dass sie laut einem FBI-Chronisten in der Hauptstadt zum ‘Allgemeinwissen’ wurden.”
Talbot zitiert in seinem Buch “The Devil’s Chessboard” auch Walter Trohan, Washington Bürochef der Chicago Tribune, der persönlich Zeuge von McCarthys Gewohnheit war, junge Frauen zu belästigen. “Er konnte einfach nicht die Finger von jungen Mädchen lassen”, würde Trohan später sagen. “Ich weiß nicht, warum die kommunistische Opposition ihm nicht eine Minderjährige untergeschoben hat und den Schrei der Vergewaltigung ausstieß.” Vielleicht liegt die Antwort in der Tatsache, dass diejenigen, die ihren politischen Gegnern Minderjährige “unterschieben”, McCarthys Verbündete und enge Mitarbeiter waren, nicht seine Feinde.
Die Frage, die sich aus den Enthüllungen über Cohns Aktivitäten in der Suite 233 zwangsläufig ergibt, lautet: Wen hat Cohn noch “beschützt” und mit minderjährigen Prostituierten bedient? Einer von ihnen könnte sehr wohl einer von Cohns engen Freunden und Kunden gewesen sein, Kardinal Francis Spellman von der Erzdiözese New York, der bei einigen dieser Partys, die Cohn im Plaza Hotel veranstaltete, anwesend gewesen sein soll.
Spellman – eine der mächtigsten Figuren in der katholischen Kirche in Nordamerika, der manchmal als “Amerikas Papst” bezeichnet wurde – ist beschuldigt worden, nicht nur Pädophilie in der katholischen Kirche zu dulden und bekannte Pädophile wie Kardinal Theodore “Onkel Teddy” McCarrick zu weihen, sondern auch selbst in einem solchen Ausmaß darin verwickelt zu sein, dass viele Priester in der Gegend von New York ihn allgemein als “Mary” bezeichneten. Darüber hinaus soll Hoover eine Akte gehabt haben, in der das Sexualleben des Kardinals detailliert beschrieben wurde, was auf Spellmans Verwicklung in den Ring und die pädophile Schutzgelderpressung hindeutet, an der Cohn und Hoover persönlich beteiligt waren.
Menschen, die Cohn nahe standen, bemerkten oft, dass er häufig von Gruppen junger Knaben umgeben war, schienen sich aber nichts dabei zu denken. Ähnliche beiläufige Kommentare über Epsteins Vorliebe für Minderjährige wurden von denen, die ihm nahe standen, vor seiner Verhaftung gemacht.
Der umstrittene republikanische Polit-Agent und “Dirty Trickster” Roger Stone – der wie Donald Trump ein Protegé von Cohn war – sagte 2008 in einem Interview mit dem New Yorker Folgendes über Cohns Sexleben:
“Roy war nicht schwul. Er war ein Mann, der gerne Sex mit Männern hatte. Schwule waren schwach, verweichlicht. Er schien immer diese jungen blonden Jungs um sich zu haben. Es wurde nur nicht darüber gesprochen. Es ging ihm um Macht und Einfluss.” (Hervorhebung hinzugefügt)
Vergleichen Sie dieses Zitat von Stone mit dem, was Donald Trump, der auch eng mit Cohn befreundet war, später über Jeffrey Epstein sagen würde, mit dem er ebenfalls eng verbunden war:
“Ich kenne Jeff seit 15 Jahren. Ein toller Typ. Es macht viel Spaß, mit ihm zusammen zu sein. Es heißt sogar, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich und viele von ihnen sind auf der jüngeren Seite. Kein Zweifel – Jeffrey genießt sein Privatleben.” (Hervorhebung hinzugefügt)
Obwohl nicht bekannt ist, wie lange der Sexring im Plaza Hotel bestand und ob er nach Cohns AIDS-Tod im Jahr 1986 fortgesetzt wurde, ist es erwähnenswert, dass Donald Trump das Plaza Hotel 1988 kaufte. Später wurde berichtet und von damaligen Teilnehmern bestätigt, dass Trump “Partys in den Suiten des Plaza Hotels veranstaltete, als er es besaß, wo junge Frauen und Mädchen älteren, reicheren Männern vorgestellt wurden” und “illegale Drogen und junge Frauen herumgereicht und benutzt wurden.”
Andy Lucchesi, ein männliches Model, das geholfen hatte, einige dieser Plaza Hotel Partys für Trump zu organisieren, sagte Folgendes, als er nach dem Alter der anwesenden Frauen gefragt wurde: “Viele der Mädchen, 14, sehen aus wie 24. Saftiger geht’s nicht mehr. Ich habe nie gefragt, wie alt sie waren; ich habe einfach teilgenommen. Ich habe an Aktivitäten teilgenommen, die auch umstritten sein könnten.”
Die Roy-Cohn-Maschine
Roy Cohn stand erst am Anfang seiner Karriere, als er sich in den Untergrundring für sexuelle Erpressung einschleuste, der offenbar von Lewis Rosenstiel geleitet wurde. Tatsächlich war Cohn, als er Hoover zum ersten Mal traf, erst 23 Jahre alt. Im Laufe der nächsten drei Jahrzehnte, bis zu seinem im Jahr 1986 eingetretenen Tod durch AIDS-bedingte Komplikationen im Alter von 56 Jahren, baute Cohn eine gut geölte Maschine auf, vor allem durch seine engen Freundschaften mit einigen der einflussreichsten Persönlichkeiten des Landes.
Zu Cohns Freunden gehörten Top-Medienpersönlichkeiten wie Barbara Walters, ehemalige CIA-Direktoren, Ronald Reagan und seine Frau Nancy, die Medienmogule Rupert Murdoch und Mort Zuckerman, zahlreiche Prominente, prominente Anwälte wie Alan Dershowitz, Spitzenfiguren der katholischen Kirche und führende jüdische Organisationen wie B’nai B’rith und der World Jewish Congress. Viele der gleichen Namen, die Cohn bis zu seinem Tod in den späten 1980er Jahren umgaben, würden später auch Jeffrey Epstein umgeben, wobei ihre Namen später in Epsteins inzwischen berüchtigtem “kleinen schwarzen Buch” auftauchten.
Während Präsident Trump eindeutig sowohl mit Epstein als auch Cohn verbunden ist, erstreckt sich das Netzwerk von Cohn auch auf den ehemaligen Präsidenten Bill Clinton und dessen Freund und langjährigen politischen Berater Richard “Dirty Dick” Morris, der Cousin und enger Mitarbeiter von Cohn war. Morris stand auch Clintons ehemaligem Kommunikationsdirektor George Stephanopoulos nahe, der ebenfalls mit Jeffrey Epstein in Verbindung steht.
Doch das waren nur die Verbindungen von Cohn zu respektablen Mitgliedern des Establishments. Er war auch für seine engen Verbindungen zur Mafia bekannt und erlangte Bekanntheit vor allem durch seine Fähigkeit, Schlüsselfiguren der kriminellen Unterwelt mit angesehenen, einflussreichen und für die Öffentlichkeit akzeptablen Persönlichkeiten zu verbinden. Letztlich war, wie der New Yorker Anwalt John Klotz feststellte, Cohns mächtigstes Werkzeug die Erpressung, die er gegen Freund und Feind, ob Gangster oder Beamter, einsetzte. Wie viel von dieser Erpressung er durch seine sexuelle Erpressungsoperation erwarb, wird wahrscheinlich nie bekannt werden.
Wie Teil II dieser exklusiven Recherche zeigen wird, haben Cohn und Epstein und die sexuellen Erpressungsoperationen, die sie betrieben, viele Gemeinsamkeiten, darunter nicht nur viele der gleichen berühmten Freunde und Gönner, sondern auch Verbindungen zu Geheimdiensten und Konsortien von mit der Mafia verbundenen Geschäftsleuten, den modernen Äquivalenten von Samuel Bronfman und Lewis Rosenstiel, die sich inzwischen zu “Philanthropen” umbenannt haben.
Teil II wird auch enthüllen, dass Cohns Operation bekanntermaßen Nachfolger hatte, wie eine Reihe von Skandalen in den frühen 1990er Jahren zeigte, die seitdem unter den Teppich gekehrt wurden. Die erheblichen Überschneidungen zwischen Epsteins und Cohns verdeckten Aktivitäten im Bereich der sexuellen Erpressung und ihre Verbindungen zu vielen der gleichen mächtigen Personen und Einflusskreise deuten stark darauf hin, dass Epstein einer von Cohns Nachfolgern war.
Wie im letzten Teil dieses Berichts gezeigt wird, ist Epstein nur die jüngste Inkarnation einer viel älteren, umfangreicheren und ausgeklügelteren Operation, die einen erschreckenden Einblick in die tiefe Verflechtung der US-Regierung mit den modernen Äquivalenten des organisierten Verbrechens bietet, was sie zu einem System macht, das wirklich zu groß zum Scheitern ist.
Autorin: Whitney Webb
Am 18.07.2019 erschienen auf: https://www.mintpressnews.com/shocking-origins-jeffrey-epstein-blackmail-roy-cohn/260621/
Übersetzung: Quer gedacht Spezial
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